Seit der Einführung des Common Reporting Standard (CRS) durch die OECD und seit der Einführung des Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) Abkommens, hat die Steuertransparenz für Finanzinstitute und Vermögensverwalter weltweit an Bedeutung gewonnen. Finanzinstitute haben sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema CRS befasst. Welche Informationen müssen von Finanzinstituten gemeldet werden und warum? Was sind die größten Herausforderungen? Inwiefern werden die Kundenbeziehung und das Kundenerlebnis beeinflusst? Welche Aspekte sind entscheidend für Finanzinstitute?

Die Intention hinter dem CRS

Der CRS ist ein internationaler Standard, der als Grundlage für den automatischen Austausch von Finanzkontendaten und Steuerinformationen dient. Der CRS wurde 2014 von der OECD entwickelt. Im Jahr 2017 folgte das erste Reporting. Seitdem haben sich immer mehr Länder dem CRS angeschlossen, um die grenzüberschreitende Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Mittlerweile ist es daher fast unmöglich, Einkommen vor den Steuerbehörden zu verbergen, und Investoren mit Offshore-Finanzkonten können sich nahezu sicher sein, dass ihre lokale Steuerbehörde Kenntnis über versteckte Einkommen erlangt. Die Veröffentlichung der „Panama Papers“ im Jahr 2016 ist das wahrscheinlich bekannteste Beispiel, das den Druck auf Regierungen und Steuerbehörden erhöht, auf eine Veränderung hingewirkt und damit letztendlich zu einer stärkeren regulatorischen und politischen Überwachung geführt hat.

Im Rahmen des automatischen Informationsaustauschs (AIA) sind Steuerbehörden dazu verpflichtet, meldepflichtige Kontoinformationen von ihren Finanzinstituten zu erheben. Diese Daten werden jährlich mit anderen Steuerbehörden weltweit ausgetauscht. Die Einführung des CRS hat bei Finanzinstituten in den letzten Jahren zu einem erhöhten Aufwand geführt, da die mit dem CRS verbundenen Anforderungen und Sorgfaltspflichten eingehalten und den Steuerbehörden die benötigten Kontodaten übermittelt werden müssen.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie sehen sich Regierungen weltweit mit einem Konjunkturrückgang konfrontiert. Durch die anhaltende Pandemie wird es für Regierungen umso wichtiger, Daten, die aus Steuertransparenzinitiativen gewonnen werden, zu nutzen, um Steuereinnahmen zu forcieren und Steuerhinterziehung zu bekämpfen. Für Finanzinstitute ist es vor diesem Hintergrund unabdingbar, die Ziele und die Anforderungen des CRS zu verstehen.

Deutlich mehr Meldepflichten für Finanzinstitute

Um die CRS-Meldepflichten zu erfüllen, müssen Finanzinstitute meldepflichtige (juristische) Personen und die dazugehörigen meldepflichtigen Konten identifizieren. Oft können Finanzinstitute dabei noch nicht auf eine über die Jahre aufgebaute Datenbank mit den entsprechenden Konteninformationen, die gemeldet werden müssen, zurückgreifen. Finanzinstitute müssen ihren bestehenden Kundenstamm regelmäßig nach CRS-Kriterien überprüfen und gleichzeitig spezielle Sorgfaltspflichten beim Onboarding neuer Kunden beachten, um neue meldepflichtige Konten zu identifizieren. Außerdem müssen sie sicherstellen, dass die gemeldeten Informationen dem Format und den Daten entsprechen, die von den lokalen Steuerbehörden gefordert werden. Die Vollständigkeit und Korrektheit der Daten hängt in hohem Maße sowohl von den Selbstauskünften der Neu- beziehungsweise Bestandskunden als auch von den bereits erfassten Kundendaten ab. Darüber hinaus können bereits bestehende oder nicht bestehende Anforderungen im Bereich KYC (Know-Your-Customer) oder AML (Anti-Money-Laundering) die Datenerfassung erleichtern, sofern eine Überschneidung der erforderlichen Informationen vorliegt.

Die unter dem CRS geforderte Erhebung von Daten ist umfassender als unter FATCA. Die Unterschiede zwischen den beiden Steuertransparenzinitiativen machen es Finanzinstituten oft schwer, die gleichen Systeme und Prozesse zur Erfüllung der Sorgfaltspflichten oder der Meldeanforderungen zu verwenden.

CRS und Kundenerlebnis

Neben einer zunehmenden internen Arbeitsbelastung werden Finanzinstitute vermehrt mit Kundenanfragen zur Intention des CRS konfrontiert. Finanzinstitute müssen den Anforderungen des CRS entsprechen und die Sorgfaltspflichten einhalten. Jedoch hängen die Qualität und die Korrektheit der Daten stark von der Rückmeldung der Kunden ab. Für die meisten Kunden sind Steuern ein sensibles Thema, und die Mitarbeiter der Finanzinstitute müssen den Bedenken der Kunden mit entsprechender Information begegnen können. Ein umfassendes Verständnis des CRS trägt dazu bei, ebenjene Bedenken zu minimieren, ohne jedoch die Funktion einer Steuerberatung zu übernehmen.

Kann der CRS wirklich als „common“ oder „standard“ bezeichnet werden?

So vorteilhaft der CRS für den Kampf gegen Steuerhinterziehung oder die Aufrechterhaltung unserer globalen Steuersysteme auch sein mag; Finanzinstitute stehen bei der Erfüllung der CRS-Anforderungen oft vor Herausforderungen. Die Flexibilität des CRS ermöglicht eine weltweite Anpassung des Standards an lokale Gegebenheiten. Dieser Aspekt macht es für Finanzinstitute jedoch schwierig, einen standardisierten Prozess zu implementieren. Die rechtliche Grundlage des automatischen Informationsaustauschs bilden sogenannte Competent Authority Agreements (CAA), die entweder bilateral oder multilateral zwischen Ländern unterzeichnet werden. Der CRS muss anschließend in das nationale Recht der teilnehmenden Länder übertragen werden. Diese Länder können Details im eigenen Meldewesen anpassen, mit dem Ergebnis, dass von unterschiedlichen Steuerbehörden unterschiedliche Meldeanforderungen erhoben werden. Die Handhabung dieser Anforderungen kann für Finanzinstitute herausfordernd sein, insbesondere, wenn sie mehrere Jurisdiktionen abdecken müssen.

Was ist entscheidend für Finanzinstitute, um die Belastung durch Meldepflichten zu reduzieren?

Die Gestaltung einer umfassenden Compliance-Strategie und die zentrale Erfassung von Daten kann die Arbeitseffizienz in Finanzinstituten steigern. Relevant ist dies insbesondere im Hinblick auf die sich stetig ändernden regulatorischen Meldeanforderungen. Verschiedene Steuertransparenzinitiativen oder lokale Anforderungen im Bereich KYC oder AML können unterschiedliche Informationen erfordern. Die Datenbasis ist jedoch oft ähnlich und kann somit wiederverwendet werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein umfassendes Verständnis des CRS, seiner Intention und seiner Meldeanforderungen elementar ist. Nur so können die Korrektheit und Vollständigkeit der zu meldenden Daten gewährleistet werden. Grundvoraussetzung dafür sind Kenntnisse im Bereich der Klassifizierung von Konten und meldepflichtigen Personen nach CRS-Kriterien, unter Beachtung der Sorgfaltspflichten und Meldeanforderungen. Der Onboarding-Prozess von Neukunden kann Herausforderungen mit sich bringen. Best Practices helfen dabei, Lösungswege zu finden, den Status meldepflichtiger Konten kontinuierlich zu überwachen und sich auf Meldeübungen und Audits bestmöglich vorzubereiten.

Weitere Lerninhalte

Nehmen Sie an unserem vierstündigen Onlinekurs teil, wenn Sie Ihre Kenntnisse über den CRS erweitern möchten! Angefangen mit den grundlegenden Kenntnissen des CRS und den damit verbundenen Meldeanforderungen, erlangen Sie ein tieferes Verständnis im Hinblick auf die Klassifizierung von Konten nach CRS-Kriterien. Teil des Kurses sind zudem die einzuhaltenden Anforderungen an die Sorgfaltsplicht. In praktischen Fallstudien können Sie Ihr Wissen direkt anwenden. Best Practices zeigen Ihnen zudem, wie die Einbindung der CRS-Anforderungen in eine ganzheitliche Compliance-Strategie aussehen kann.  

Das Onlinetraining wird Ihnen in Zusammenarbeit mit der ICC Academy angeboten, einer E-Learning-Plattform der Internationalen Handelskammer (ICC), der weltweit größten Wirtschaftsorganisation, die mehr als 45 Millionen Unternehmen in über 100 Ländern vertritt. Die ICC Academy ist Anbieter von E-Learning-Kursen und speziellen Programmen zu Themen wie Trade Finance oder grenzüberschreitende Transaktionen. Die Kurse werden ausschließlich von Branchenexperten und speziell für Banken, Unternehmen und andere Organisationen, die im internationalen Handel tätig sind, entwickelt.

 

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